Sternzeichen mit Frank Peter Zimmermann

Sternzeichen mit Frank Peter Zimmermann

Schumannfest 2021

Marita Ingenhoven
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Marita Ingenhoven

Überraschend ist das nicht mehr. Auch der Auftakt zum Schumannfest 2021 klingt anders als geplant. Immerhin: Als Säule des Programms steht Schumanns in Düsseldorf entstandenes Violinkonzert, dessen innerer Reichtum von niemand Geringerem geborgen wird als von Frank Peter Zimmermann, unserem »Artist in Residence« der zu Ende gehenden Saison. Um das Konzert herum dirigiert Dmitry Liss Russisches aus dem unterhaltenden Fach: Strawinskys Orchestersuite ist (fast) purer Music-Hall-Sound, der das Paris der 1920er-Jahre aufleben lässt, und in Rodion Schtschedrins legendärer »Carmen-Suite« begegnen wir der wohl berühmtesten aller weiblichen Opernfiguren mal ganz anders … 

Robert Schumann schrieb sein Violinkonzert 1853 in Düsseldorf. Das binnen zwei Wochen niedergeschriebene Werk hatte es nicht leicht: Die beiden wichtigsten musikalischen Partner Schumanns, seine Frau Clara und Joseph Joachim, der es in Auftrag gegeben hatte, konnten sich mit der Partitur nicht so recht anfreunden. Das Konzert wurde erst sage und schreibe 84 Jahre später veröffentlicht, als Geiger wie Yehudi Menuhin sich für diese eigenwillige Musik einsetzten, die das Phänomen »Romantik« noch einmal in seiner ganzen Widersprüchlichkeit und zutiefst menschlich ergründet. Dabei hatte schon Tschaikowsky die visionären Qualitäten des Konzerts erkannt: »In Schumanns Musik finden wir den Widerhall geheimnisvoller Prozesse unseres Seelenlebens, jener Zweifel, Depressionen und Aufblicke zum Ideal, die das Herz des heutigen Menschen bewegen. Die Geschichte hat für Schumann noch nicht begonnen.« Frank Peter Zimmermann beschäftigt sich seit vielen Jahren mit diesem Werk, das für ihn eine besondere Herausforderung ist: »Das Stück liegt mir sehr nah, aber man muss sich immer wieder neu hineinfühlen.«

»Neu hineinfühlen« muss man sich wohl kaum in die Klänge der beiden Russen, die um den Schumann herum erklingen. Strawinskys schrieb seine 2. Suite für kleines Orchester 1925 für eine Pariser Music-Hall als Begleitmusik zu einem Sketch. Die Basis der Stücke: Klavierminiaturen, die zwischen 1914 und 1917 für seine Kinder Theodore und Mika entstanden. Die kongeniale Anverwandlung des kindlich Inspirierten ins Satirisch-Frivole zeigt einmal mehr: Strawinsky war ein Spieler.

Ein virtuoser Verwandlungskünstler ist Rodion Schtschedrin auch in seinem mit Abstand bekanntestem Werk, der »Carmen-Suite« für Streicher und 47 Schlaginstrumente. Schtschedrin schrieb sie 1967 als Ballettmusik für seine Frau, die langjährige Primaballerina des Bolschoitheaters, deren größter Traum es war, einmal diese freiheitsliebende, kühne und gefährliche Kunstfigur verkörpern zu dürfen. Und sie durfte: Maya Plissezkaya tanzte Schtschedrins »Carmen« ungefähr 350 Mal. Das letzte Mal 1990 im Alter von 65 Jahren. Und sie würde es sicher auch heute noch tun, denn angeblich wird die Suite jeden Tag irgendwo auf der Welt entweder live gespielt oder im Radio gesendet.

Sternzeichen mit Frank Peter Zimmermann
Fr 28. Mai 2021, 20:00 Uhr, Tonhalle Düsseldorf

DÜSSELDORFER SYMPHONIKER
DMITRY LISS
Dirigent
FRANK PETER ZIMMERMANN
Violine

IGOR STRAWINSKY
Suite Nr. 2 für kleines Orchester
ROBERT SCHUMANN
Violinkonzert d-Moll
RODION SCHTSCHEDRIN
Carmen-Suite für Schlagzeug und Streicher

Das Konzert aus dem Mendelssohn-Saal wird im Livestream auf tonhalle.de und dem YouTube-Kanal der Tonhalle übertragen und bleibt anschließend dauerhaft im Netz und abrufbar.