Bis heute stehen Komponistinnen oftmals im Schatten Ihrer Ehemänner wie Robert Schumann oder Gustav Mahler, ihrer Brüder wie Felix Mendelssohn oder schlicht ihrer männlichen Kollegen. Der Liederabend lässt als Gegenpol manche Trouvaille der Liedkunst aus der Feder von Komponistinnen wie Clara Schumann, Fanny Hensel-Mendelssohn, Alma Mahler, Grażyna Bacewicz oder Anny Roth-Dalbert erklingen. Es stellt sich dabei die Frage, warum nur so wenige der über 3000 Lieder komponierenden Frauen über die Jahrhunderte bekannt blieben und noch weniger ihrer Werke bis heute gespielt werden. Dabei geht es nicht um Feminismus oder Gendertrend, sondern um das (Wieder-)Entdecken dieser versteckten Meisterinnen, die sich oft nur unter dem zierenden Deckmantel des vornehmen Dilettantismus ihrer Kunst eröffnen konnten. Lange waren Frauen im öffentlichen Musikleben unerwünscht, die Frau am Klavier sollte zum Nachmittagstee – mit Vorliebe dann doch Eigenkompositionen – aufs Feinste konzertieren. Ihre Lieder entstanden daher mehrheitlich für den privaten Gebrauch, was ihnen auch den teilweise intimen, hausmusikalischen Charakter verleiht - historisch, literarisch und musikalisch stehen sie ihren männlichen Kollegen jedoch in nichts nach, wie das Liedrezital in wunderbaren und auch avantgardistischen Klängen widerzuspiegeln vermag.