Mozart: Klavierkonzert Nr. 22 Es-Dur

Mozart: Klavierkonzert Nr. 22 Es-Dur

Marita Ingenhoven
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Marita Ingenhoven

Wolfgang Amadeus Mozart war nicht nur Komponist, sondern auch ein begnadeter wie leidenschaftlicher Pianist. Aus den Schuhen des Wunderkinds herausgewachsen, gehörte das Konzertieren auch im Erwachsenenalter lange Zeit zu einer seiner Haupttätigkeiten. Kein Wunder also, dass er sein liebstes Soloinstrument auch in seinen Kompositionen immer wieder in den Mittelpunkt rückte. Insgesamt 27 Werke schrieb Mozart für Klavier und Orchester. Zu den schönsten und bedeutungsvollsten gehören die zwölf Konzerte, die er in den Jahren 1784 bis 1786 schuf, allen voran das Konzert für Klavier und Orchester Nr. 22 in Es-Dur. Es entstand zeitgleich zu seiner Oper „Le Nozze di Figaro“ im Winter 1785, was ihn fraglos in Zeitnot brachte. Doch trotz der stressigen Rahmenbedingungen strotzt es nur so vor überbordender Fantasie und einem Reichtum an Nuancen, die meisterhaft miteinander verwoben sind.

Wie schon seine beiden vorherigen Klavierkonzerte (KV 466 und KV 467) gehört Mozarts Klavierkonzert Nr. 22 zu den großen symphonischen Werken und ist mit knapp 35 Minuten Spielzeit sogar eines seiner längsten. Außergewöhnlich ist der erstmalige Einsatz von Klarinetten anstelle der Oboen. Für den Verbund mit den beiden nachfolgenden, in dieser Hinsicht ganz ähnlich angelegten Klavierkonzerten (KV 488 und KV 491), hat sich daher der Beiname „Klarinettenkonzerte“ etabliert. Auch der übrige Orchesterpart ist mit Trompeten und Pauken groß angelegt. Neu ist zudem die dominierende Rolle der Hörner. Neben einem wunderbar festlichen Element prägt ein besonders farbenfroher Bläsereinsatz den Einstieg des Klavierkonzerts.

Der erste sowie auch der dritte Satz ertönen in typischer Mozart-Heiterkeit. Ganz anders der zweite: Er gehört zu den großen Moll-Mittelsätzen Mozarts und ist von erhabenem Ernst getragen. Bereits sein langsamer Beginn kommt ganz in sich gekehrt, schicksalsschwer und beinahe wie ein Gebet daher. Ständige Hell-Dunkel-Wechsel prägen das Thema, das in der Folge einer Reihe von Variationen ausgesetzt wird. Kein Funken Hoffnung ist hier zu hören, stattdessen liefert die Grundstimmung aus Verzweiflung, Resignation, Trostlosigkeit, Einsamkeit und innerer Entfremdung ein markantes Zeugnis von Mozarts sich allmählich verdunkelnder Gemütslage. Bei der Uraufführung soll das Publikum so ergriffen gewesen sein, dass dieser Satz wiederholt werden musste.

Wolfgang Amadeus Mozart: Klavierkonzert Nr. 22 Es-Dur KV 482
Länge: 35 Min.

Foto: Mozart am Klavier, 1789. Unvollendetes Ölgemälde von Joseph Lange (c) akg-images