2021 gibt es ein besonderes Jubiläum zu feiern: 1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland. Schon seit Zeiten des römischen Kaisers Konstantin leben Jüdinnen und Juden auf dem Gebiet des heutigen Deutschlands und bereichern insbesondere das kulturelle Leben. Das Festjahr wird mit zahlreichen Veranstaltungen begangen. Auch die Tonhalle Düsseldorf legt im Oktober mit zwei Konzerten einen Fokus auf jüdische Themen, Künstlerpersönlichkeiten und den Stellenwert der Kreativität im Judentum.
Am 29. Oktober wird „Zweig und Eselin“ uraufgeführt, ein musikalisch-literarisches Werk des Komponisten Bojan Vuletic und des israelischen Dramatikers Shlomo Moskovitz. Schauspieler Philipp Heitmann und Schauspielerin Hanna Werth verkörpern darin den Schriftsteller Stefan Zweig und die sprechende Eselin aus der hebräischen Bibel. Das Ensemble aus zwölf Instrumentalsolistinnen und -solisten, das von der Dirigentin und Sängerin Cymin Samawatie geleitet wird und zu dem u. a. Orchestermitglieder der Düsseldorfer Symphoniker zählen, wird durch drei Gesangssolisten komplettiert. Die Musiker und Sänger verkörpern in diesem literarischen Konzert die Stimmen jüdischer Intellektueller und Künstlerpersönlichkeiten aus Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft und befeuern ein furioses Streitgespräch zwischen Zweig und der biblischen Eselin. Die älteste Schrift des Judentums tritt in einen direkten Austausch mit den Menschen, deren Stimmen die heutige Kultur nachhaltig geprägt haben.
Am 31. Oktober steht die Wiederaufführung des lange in Vergessenheit geratenen Oratoriums „Saul“ von Ferdinand Hiller auf dem Programm. Hiller gehörte Mitte des 19. Jahrhunderts zu den einflussreichsten und renommiertesten Künstlerpersönlichkeiten des europäischen Musiklebens, geschätzt als Pianist, Komponist, Dirigent und Konzertveranstalter. Seine zweite Lebenshälfte verbrachte Hiller überwiegend im Rheinland, war von 1847 bis 1850 Städtischer Musikdirektor in Düsseldorf und leitete ab 1853 insgesamt zwölfmal die Niederrheinischen Musikfeste. Hillers Oratorium über den ersten König von Israel ist eine eindrucksvolle Parabel über das Leben und zeigt, wie toxisch Angst auf den Menschen wirken kann. Dass Hillers Werk im 20. Jahrhundert überwiegend von den Spielplänen verschwunden ist, haben vor allem die Nationalsozialisten zu verantworten, die den jüdischen Komponisten ab 1933 umgehend aus den Konzertsälen verbannten. Unter der Leitung von Michael A. Willens bringen der Chor des Städtischen Musikvereins und die Kölner Akademie sowie eine exzellente Riege an Gesangssolistinnen und -solisten nun „Saul“ zurück auf die Bühne.
Zweig und Eselin: 29.10.2021, 20:00 Uhr, Karten 25 €, Studierende 12 €, Schülerinnen und Schüler 7 €
Saul: 31.10.2021, 18:00 Uhr, Karten 39 / 29 / 19 €, Studierende 50% Rabatt, Schülerinnen und Schüler 7 €
Karten über die Konzertkasse unter 0211. 91 38 75 38 oder im Webshop auf tonhalle.de