Sternstunde: Zweig und Eselin

Sternstunde: Zweig und Eselin

Marita Ingenhoven
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Marita Ingenhoven

„Zweig und Eselin“ ist ein musikalisch-literarisches Werk des Komponisten Bojan Vuletic und des israelischen Dramatikers Shlomo Moskovitz und wird am 29.10. in einem Konzert mit Schauspielern und musikalischem Ensemble uraufgeführt. Die Komposition begibt sich auf die Suche nach dem Ursprung des Kreativen im Judentum.

Der Abend beginnt mit einem Prolog in der Rotunde der Tonhalle. In einer Audio-Installation mit verschiedenen Lautsprechern und Live-Musikern sind Zitate und Klänge jüdischer Schriftsteller, Lyriker, Komponisten und Intellektuellen zu hören. Das Publikum bekommt Einblick in ein zartes, fragmentarisches Archiv jüdischer Persönlichkeiten und lässt erahnen, welche Rolle kreative Jüdinnen und Juden für die heutige Moderne und die Künste gespielt haben.

Im anschließenden Konzert im Mendelssohn-Saal wird dieser Aspekt aufgegriffen und fortgesponnen. Die Schauspieler Philipp Heitmann und Hanna Werth verkörpern den Schriftsteller Stefan Zweig und die Eselin aus der hebräischen Bibel, ihre Texte sind Teil der Partitur und werden in der polyphonen Musik aufgenommen. Das Ensemble von zwölf instrumentalen Solistinnen und Solisten, das von der Dirigentin und Sängerin Cymin Samawatie geleitet wird und u. a. Orchestermitglieder der Düsseldorfer Symphoniker versammelt, wird durch drei Gesangssolisten komplettiert.

Die Handlung des literarischen Konzerts beginnt damit, dass Stefan Zweig am Tag seines Selbstmordes einen Abschiedsbrief schreibt. Zweig hatte sich noch rechtzeitig vor den Nationalsozialisten ins Exil retten können, in London neu geheiratet und war schließlich nach Brasilien gelangt, wo er mit offenen Armen empfangen wurde. Dennoch beging er dort 1942 Suizid. In „Zweig und Eselin“ erscheint Zweig, während er seinen Abschiedsbrief verfasst, die sprechende Eselin aus dem Tanach, der uralten heiligen Schrift des Judentums. Sie versucht den Schriftsteller mit allen Mitteln und einigen Tricks sowie einer großen Portion Humor von seinem geplanten Selbstmord abzubringen. Ihr Bemühen entwickelt sich zu einem furiosen und spannenden Ritt durch die Zeit. Das Vokal- und Instrumentalensemble verkörpert die Stimmen jüdischer Intellektueller und Künstlerpersönlichkeiten aus Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft und befeuert den Streit zwischen Zweig und der biblischen Eselin. Die älteste Schrift des Judentums tritt in einen direkten Austausch mit den Menschen, deren Stimmen die heutige Kultur nachhaltig geprägt haben. „Zweig und Eselin“ ist ein zentrales Projekt des Festjahres „1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“.

Shlomo Moskovitz, Jahrgang 1961, zählt zu den wichtigsten Dramatikern, Drehbuchautoren und Regisseuren Israels. In seinen Texten seziert er mit humorvoller Klinge philosophische, religiöse und politische Klischees.

Bojan Vuletić ist Komponist, Klangkünstler und Gitarrist. Musikalische Zusammenarbeiten verbinden ihn u. a. mit Markus Stockhausen, dem Mivos Quartet, dem WDR Rundfunkorchester und -chor und den Düsseldorfer Symphonikern. Seine Audio-Realisationen von Ausstellungen in Zusammenarbeit mit der Künstlerin Danica Dakić waren u. a. auf der documenta 12 Kassel, der Biennale Liverpool und auf der Biennale in Venedig zu sehen. Im Schumannfest 2021 war in der Tonhalle Düsseldorf zuletzt die Uraufführung seiner Komposition "Flügel, schwebend" zu erleben.

Preise: 25 Euro, Studierende 12 Euro, Schülerinnen und Schüler 7 Euro