19. Januar 2025
Düsseldorfer Symphoniker
Adam Fischer Dirigent
Begrüßung
Oberbürgermeister Dr. Stephan Keller
Laudatio
Principal Conductor Adam Fischer
Verleihung des Menschenrechtspreises
der Tonhalle 2025
Danksagung der Preisträger
Jouanna Hassoun & Shai Hoffmann
Johannes Brahms (1833-1897)
Tragische Ouvertüre D-moll op. 81
Johannes Brahms
Symphonie Nr. 4 e-moll op. 98
I. Allegro non troppo
II. Allegro moderato
III. Allegro giocoso
IV. Allegro energico e passionato
Der Menschenrechtspreis der Tonhalle Düsseldorf in Höhe von 10.000 Euro wird von der Gesellschaft der Freunde und Förderer der Tonhalle und der Stadtsparkasse Düsseldorf gestiftet und ist integrativer Bestandteil der gesellschaftspolitischen Ausrichtung der Tonhalle.
Jouanna Hassoun & Shai Hoffmann
Preisträger des Menschenrechtspreises
der Tonhalle 2025
Der 10. Menschenrechtspreis der Tonhalle Düsseldorf geht nach Berlin: Principal Conductor Adam Fischer verleiht ihn an zwei Menschen, die sich für die Verständigung in Nahost engagieren. Jouanna Hassoun floh als Kind vor dem Bürgerkrieg im Libanon nach Deutschland, hat palästinensische Wurzeln und ist seit über 15 Jahren in der politischen Bildungsarbeit aktiv. Sie ist Mitbegründerin des Bildungsvereins Transaidency e. V., der 2015 ins Leben gerufen wurde und sich der humanitären Hilfe verschrieben hat. Shai Hoffmann ist Sozialunternehmer und deutscher Jude mit israelischen Wurzeln. Er ist Initiator der Israel-Palästina-Bildungsvideos und hostet unter anderem den Podcast »Über Israel und Palästina sprechen«.
Seit dem 7. Oktober 2023 gehen Hassoun und Hoffmann mit ihrem Trialog-Projekt gemeinsam an Schulen in ganz Deutschland, um mit jungen Menschen über den Nahostkonflikt, Antisemitismus und antimuslimischen Rassismus zu sprechen. Sie möchten palästinensisches und jüdisches Leben und Leid sichtbar machen und zeigen, dass beides gleichzeitig anerkannt werden kann. In einem geschützten Raum, einem »braver space«, bringen sie unterschiedliche Perspektiven zusammen und fördern Verständnis und Dialog, um ihre Botschaft von Menschlichkeit und eines friedlichen Miteinanders zu vermitteln.
Für ihr herausragendes zivilgesellschaftliches Engagement wurden Jouanna Hassoun und Shai Hoffmann bereits mehrfach ausgezeichnet, unter anderem von der Bundeszentrale für politische Bildung als Botschafter*innen für Demokratie und Toleranz 2024.
Brahms
Tragische Ouvertüre & Symphonie Nr. 4
Tragische Ouvertüre
Weder einen persönlichen Schicksalsschlag noch ein Trauerspiel hatte Brahms im Kopf, als er die »Tragische Ouvertüre« komponierte. Seinem »melancholischen Gemüt die Genugtuung nicht zu versagen, auch eine Trauerspiel-Ouvertüre zu schreiben« lautete Brahms' ureigenster Wunsch, wie er in einem Brief an seinen Verleger schrieb. Ein wuchtiger Auftakt, rastloses zwischen Dur und Moll changierendes Suchen, geheimnisvolle Motive im tiefen Blech werden durch ein tröstendes Seitenthema abgelöst, bevor die Ouvertüre in einem resignierten Nichts verebbt.
Symphonie Nr. 4
Man glaubt es kaum, von heute gesehen: Brahms Vierte hat ihre Zeitgenossen überfordert. Zwei Jahrzehnte nach Wagners »Tristan«, parallel zu Mahlers Erster... waren die Ohren der Zeit nicht längst kühnere Klänge gewohnt? Als »eine Schöpfung, zu sehr auf das Auge des Mikroskopikers berechnet«, empfand Brahms' Freundin Elisabeth von Herzogenberg die Symphonie, »eine kleine Welt für die Klugen und Wissenden, an der das Volk, das im Dunkeln wandelt, nur einen schwachen Anteil haben könnte«. — Was hatte Brahms im Sommer 1884 gemacht, in Mürzzuschlag, wo »die Kirschen nicht süß und essbar« werden? Die bewährte Form der viersätzigen Symphonie hat er nicht angetastet, aber eine Idee radikalisiert, die seit Beethoven dem Genre innwohnte: Den ganzen Tonsatz aus einem einzigen Keim enstehen zu lassen, alles mit allem in Beziehung zu setzen. Dieser Keim ist in der Vierten die kleine Terz. Auf ihr fußt nahezu jedes Thema, jedes Motiv. Das so beiläufig daherkommende allererste Thema ist fast komplett aus ihm gebaut, was Brahms prompt den Vorwurf der melodischen Einfallslosigkeit einbrachte. Doch wen kümmert's — alles, was folgt, ist die höchste Kunst, aus wenig viel zu machen. Bis hin zur krönenden Passacaglia des Finales, jenen 30 Variationen über eine Basslinie J. S. Bachs, in denen die expressiven Errungenschaften von 200 Jahren Musikgeschichte an einem vorüberziehen. Keine Wendung ist in dieser Musik zufällig, alles stimmt — doch tief unten brodelt es: Brahms' fast zwanghafter Drang nach Zusammenhang lässt vermuten, dass hier ein Vulkan gebändigt werden musste. Und wie ginge das besser, als mit dem Wissen der Alten?