27. / 29. / 30. Juni 2025
Düsseldorfer Symphoniker
Frank Peter Zimmermann Violine
Andris Poga Dirigent
FR 27. Juni 2025 19:00 Uhr
Star Talk mit Andris Poga
SO 29. Juni 2025 13:30 Uhr
Jazz Brunch mit becker&band
MO 30. Juni 2025 19:00 Uhr
Star Talk mit Andris Poga
Johannes Brahms (1833-1897)
Konzert für Violine und Orchester D-Dur op. 77
I. Allegro non troppo
II. Adagio
III. Allegro giocoso, ma non troppo vivace
ca. 38 Minuten
zuletzt gespielt am 19.06.2023 unter Olari Elts mit Isabelle Faust als Solistin
Pause
Richard Strauss (1864-1949)
Also sprach Zarathustra. Tondichtung frei nach Friedrich Nietzsche op. 30
1. Einleitung (Sonnenaufgang)
2. Von den Hinterweltlern
3. Von der großen Sehnsucht
4. Von den Freuden und Leidenschaften
5. Das Grablied
6. Von der Wissenschaft
7. Der Genesende
8. Das Tanzlied
9. Nachtwanderlied
ca. 35 Minuten
zuletzt gespielt am 11.09.2017 unter Alexandre Bloch
Gefördert durch die Freunde und Förderer der Tonhalle Düsseldorf
Brahms
Konzert für Violine und Orchester
Seine Sommerresidenzen am Wörthersee widmete Brahms in den Jahren 1878 und 1879 ganz und gar der Violine: Während seiner Aufenthalte dort entstanden sowohl das Violinkonzert als auch die erste Violinsonate. Brahms wollte sein Violinkonzert mit vier Sätzen versehen – anstelle der drei bisher üblichen Sätze. Die angedachte viersätzige Struktur und auch seine Kompositionstechnik offenbaren, dass Brahms das Solokonzert zum einen symphonisch und zum anderen auch durchaus kammermusikalisch dachte. Dennoch ist der Solopart der Violine deutlich akzentuiert und hebt sich dank der durchsichtigen Instrumentierung filigran vom Orchester ab.
Im Laufe des Kompositionsprozesses entschied sich Brahms dann doch für ein dreisätziges Werk und ersetzte die beiden geplanten Mittelsätze durch ein zartes, lyrisches Adagio. Dem Adagio vorangestellt ist ein episch voranschreitender erster Satz, der mit einem schlichten Dreiklangsmotiv eröffnet wird und in ein träumerisches Thema führt. Der Finalsatz enthüllt ungarisch anmutende Tanzmelodien, die sich die Solovioline und das Orchester einander zuspielen.
Da Brahms selbst kein Geiger war, bat er seinen Freund, den Geigenvirtuosen Joseph Joachim um dessen fachmännischen Blick auf den Solopart. Dieser bemängelte, dass manche Passagen quasi unspielbar seien, doch davon ließ sich Brahms kaum beirren und übernahm nur wenige Anregungen Joachims. Die Uraufführung des Werkes konnte Brahms zwar als Erfolg verzeichnen, doch äußerten sich einige Zeitgenossen durchaus kritisch. Zum einen war das damalige Publikum hochvirtuose Solokonzerte im Stile Paganinis gewöhnt und von einem symphonisch anmutenden Solokonzert eher ernüchtert. Zum anderen konnte der Solopart nicht in voller Gänze erstrahlen, da Joseph Joachim ihn zu diesem Zeitpunkt noch nicht perfekt beherrschte. Das Werk sei weniger für die Violine als gegen die Violine geschrieben, so der Dirigent Hans von Bülow. Und dennoch etablierte es sich bald als eines der bedeutendsten Solokonzerte in der Musikgeschichte. Wenn Brahms das gewusst hätte, hätte er sicher nicht die Skizzen für sein zweites Violinkonzert verbrannt, wie er es aus Frust über die harsche Kritik getan haben.
Strauss
Also sprach Zarathustra
Wie viele seiner Alters- und Zeitgenossen war auch Gustav Mahler von dieser Schrift wie vom Donner gerührt und musste dies 1891 sofort Richard Strauss mitteilen: »...ich habe in diesen Wochen eine so merkwürdige Lektüre beendet, die wohl einen empochemachenden Einfluss auf mein Leben zu nehmen scheint.« Mahler hatte gerade Nietzsches philosophisches Gedicht »Also sprach Zarathustra« verschlungen und sollte diese Lesefrüchte schon bald in seiner 3. Symphonie (1895/96) verarbeiten. Zeitgleich schrieb auch Freund Strauss an einer »Zarathustra«-Huldigung. Im Gegensatz zu Mahler, der eine Passage aus der Vorlage vertont hat, komponierte Strauss »frei nach Friedrich Nietzsche«. Weder wollte Strauss Nietzsches Werk musikalisch darstellen noch einen Klangkommentar zu dessen Utopie vom »Übermenschen« verfassen. Vielmehr sollte sein Orchesterwerk die Empfindungen des Tondichters widerspiegeln, die der Seelenverwandte Nietzsche mit seinem Plädoyer für den über das Normalmaß hinauswachsenden Menschen in ihm ausgelöst hatte. So gänzlich frei und losgelöst vom Ausgangstext bewegte sich Strauss dann aber doch nicht. So hat er immerhin acht Kapitel aus »Zarathustra« mit den entsprechenden Titeln herausgepickt und daraus musikalisch die Evolution des Menschen gestaltet. Was für ein großer Orchesterdompteur Richard Strauss war, verdeutlicht direkt die berühmte Einleitung mit ihrem Zusammenspiel aus Solo-Trompete, Kontrabässen, Orgel, Kontrafagott und großer Trommel. Der zweite Abschnitt »Von den Hinterweltlern« nimmt sodann all diejenigen aufs Korn, die an eine Transzendenz alles Geschaffenen glauben. »Von der großen Sehnsucht« greift die religiöse Atmosphäre auf, während »Von den Freuden und Leidenschaften« die irdische Herrlichkeit besingt. Auf das elegische »Grablied« folgt »Von der Wissenschaft« als eine Parodie auf die kontrapunktische Arbeit. »Der Genesende« und »Das Tanzlied« geben sich dann sogar ausgelassen gestimmt, bis sich das Werk im »Nachtwandlerlied« in sphärische Höhen aufschwingt. Schon bald war dieser Wurf das meistgespielte Werk von Strauss. Es hat bekanntlich auch auch außerhalb des Konzertsaals eine stolze Karriere hingelegt. Stanley Kubrick verwendete die einleitenden Takte für seinen Filmklassiker »2001: Odyssee im Weltraum«. Und mit »Also sprach Zarathustra« sollte der späte Elvis Presley seine Shows eröffnen.